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Naturpark Zittauer Gebirge

Kurort Oybin mit Oybinberg und Klosterruine.
Kurort Oybin mit Oybinberg und Klosterruine.  © LfULG

Ort: Umgebung von Oybin und Jonsdorf südlich von Zittau

Sehenswürdigkeit: stark von Tektonik und Vulkanismus geprägte Sandsteinfelsen

Naturpark-Verwaltung: Naturparkhaus Zittauer Gebirge, Hauptstraße 28, 02799 Großschönau, OT Erholungsort Waltersdorf

Highlights: 13 Lehrpfade, 2 Familienwanderwege, 1 Naturparkhaus, 3 Naturschutzstationen

Der Naturpark Zittauer Gebirge gehört zu den schönsten und abwechslungsreichesten Naturräumen in Sachsen. Er umfasst auf engstem Raum vielfältige Zeugnisse aus 540 Millionen Jahren Erdgeschichte und lädt mit seinem gut ausgebauten Netz aus Wanderwegen zu Erkundungstouren ein.

Wichtigste geologische Einheiten und Störungen im Zittauer Gebirge
Vereinfachte geologische Karte des Zittauer Gebirges.  © LfULG

Der Lausitzer Granodiorit ist mit einem Alter von ca. 540 Millionen Jahren das älteste Gestein der Region. Während der cadomischen Gebirgsbildung intrudierte er in einigen Kilometern Tiefe in Grauwacken und erstarrte. Im Laufe der Jahr-Millionen wurde dieses Gestein durch Erosion freigelegt. Heute ist es am Nordrand des Zittauer Gebirges zu finden.

In der späten Kreide vor 100 bis 86 Millionen Jahren bildete die Lausitz mit dem Granodiorit eine Insel zwischen dem Zentraleuropäischen Becken, welches das Norddeutsche Tiefland einnahm, und dem Sächsisch-Böhmischen Kreidebecken, an dessen Nordrand das heutige Zittauer Gebirge gelegen war. Während dieses als Nordsudetische Insel bezeichnete Festland erodiert wurde, lagerten sich am Rand des Sächsisch-Böhmischen Kreidebeckens klastische Sedimente ab. Sie bestehen überwiegend aus marinem Sandstein, welcher die Felsformationen des Zittauer Gebirges bildet. Darin sind grobsandige und konglomeratische Lagen eingeschaltet, die unmittelbar von der Westsudetischen Insel geschüttet wurden und als küstennahe Ablagerungen interpretiert werden.

Die Region war tektonisch aktiv, denn die Plattenbewegung, welche zur Entstehung der Alpen führte, wirkte auch großräumig auf das Vorland. Als wichtigste Störung dieser Zeit bildete sich im Zittauer Gebirge die Lausitzer Überschiebung, welche nach Osten streicht und nach Norden einfällt. An dieser Störung wurde der Lausitzer Granodiorit über den Sandstein geschoben. Dies verursachte eine Verdickung der Erdkruste. Quarzmobilisate auf der Störungsfläche der Lausitzer Überschiebung lassen den Schluss zu, dass die heute an der Erdoberfläche anstehenden Gesteine nach der Überschiebung des Lausitzer Granodiorits in mindestens 4 Kilometern Tiefe gelegen haben müssen.

Vor ca. 30 Millionen Jahren wurde der Eger-Graben von intensivem Intraplattenvulkanismus sowie Dehnungstektonik betroffen. Geotektonisch lässt sich dieses Ereignis mit der Öffnung des Nordatlantiks in Zusammenhang bringen. Das Zittauer Gebirge liegt in östlicher Verlängerung des Eger-Grabens, die vulkanische und tektonische Aktivität setzte sich hier fort.

Der Chemismus der magmatischen Gesteine ist basisch bis ultrabasisch, es handelt sich um Phonolithe und Basanite, welche überwiegend feinkörnige Gefüge bilden und eine dunkelgraue Farbe aufweisen. Die meisten im Zittauer Gebirge auftretenden magmatischen Gesteine sind subvulkanisch, das heißt sie sind nicht an der Erdoberfläche ausgeflossen, sondern in Förderspalten, Schloten oder Lavadomen erstarrt. Die zu ihnen gehörenden übertägigen vulkanischen Gesteine sind bereits erodiert.

Der Kreide-Sandstein, in welchen das heiße Magma entlang der Förderspalten eindrang, wurde stark erhitzt. So entstand eine geologische Besonderheit: Es bildeten sich Abkühlungssäulen, die Orgelpfeifen, welche eigentlich für vulkanische Gesteine typisch sind, in einem Sedimentgestein, dem Sandstein. Da die (ultra)basischen Magmatite weniger verwitterungsbeständig sind als der Sandstein, entwickelten sich im Zittauer Gebirge zahlreiche markante Felsengassen, die dem Verlauf von magmatischen Gängen folgen und an deren Boden man noch Phonolith und Basanit finden kann. Solche Felsengassen führen z.B. zum Nonnenfelsen und zum Töpfer.

Zeitgleich senkte sich entlang von Abschiebungen das Zittau-Turow-Hradek-Becken ein. Dabei entwickelte sich in unmittelbarer Nähe der Lausitzer Überschiebung der Zittau-Abbruch, welcher die ältere Störung überprägt. Das Zittau-Turow-Hradek-Becken wurde nicht nur mit klastischen Sedimenten verfüllt, sondern es entstanden darin auch weitläufige Braunkohlenmoore, aus welchen sich abbauwürdige Kohleflöze entwickelten. Der Übergang vom Zittauer Gebirge zum Zittau-Turow-Hradek-Becken ist morphologisch sehr markant: Die Berglandschaft bricht abrupt in das Becken ab. Im Tiefland fallen der aktive Braunkohletagebau von Turow sowie der Olbersdorfer See, ein geflutetes Tagebaurestloch, ins Auge.

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(© LfULG)

Blick vom Hochwald nach Norden: Im Vordergrund ist das Hochland des Zittauer Gebirges mit Oybin zu sehen. Aus dem Wald ragen zahlreiche Sandsteinfelsen. Der Zittau-Abbruch ist als Steilabbruch des Gebirges ins Tiefland zu erkennen. Nördlich davon liegt das Zittau-Turow-Hradek-Becken mit dem Olbersdorfer See (Mitte) und dem Braunkohlentagebau von Turow (rechts).

Blick vom Hochwald über das Zittauer Gebirge und das Zittau-Turow-Hradek-Becken.
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(© LfULG)

Große Orgelpfeife bei Jonsdorf: In der Nähe dieses Felsens befand sich einst ein magmatischer Gang. Die Hitze des heißen Magmas führte zur Aufheizung des Sandsteins. Bei seiner Abkühlung bildeten sich Säulen.

Große Orgelpfeife im Zittauer Gebirge bei Jonsdorf.
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(© LfULG)

In der Nähe der Lausitzer Überschiebung wurden die Sandsteinschichten durch die tektonischen Prozesse steil gestellt.

Sandsteinfels im Zittauer Gebirge mit schräg gestellter Schichtung
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(© LfULG)

Waldboden der Böhmischen Aussicht am Töpfer: Hier ist die Störungsfläche der Lausitzer Überschiebung aufgeschlossen. Sie ist mit weißen, gut sichtbaren Quarzmobilisaten belegt. Auf diesen sind Schrammen zu sehen, welche die Bewegungsrichtung entlang der Störung nachzeichnen.

Störungsfläche mit Quarzmobilisaten, auf welchen Schrammen zu sehen sind, welche die Störungsbewegung nachzeichnen.

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