Hauptinhalt

Lehrpfad Schwarzwassertal

Foto des Flusses Schwarzwasser unterhalb der Teufelsmauer.
Schwarzwasser an der Teufelsmauer.  © LfULG

Ort: Schwarzwassertal bei Pobershau

Sehenswürdigkeit: verschiedene Gneise des variszischen Gebirges

Länge: 12 Kilometer

Schwierigkeit: mittel, felsige und steile Partien, Trittsicherheit und festes Schuhwerk erforderlich

Anreise mit PKW: B174 bis Marienberg-Dörfel Abfahrt Carlsstraße, Pobershau Ratsseite Hauptstraße, Pobershau Amtsseite Dorfstraße, Am Schießwecken, Bergstraße, Katzensteinweg - Parkplatz am Katzenstein

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Bus E von Marienberg bis Pobershau Nußknackerschänke oder Bis 207 von Zschopau nach Olbernhau bis Pobershau Gasthaus Stern

Start: Parkplatz am Katzenstein

Stationen: Schwarzwassertal - Nonnenfelsen - Teufelsmauer - Ringmauer - Vogeltoffelfelsen - Fritzschotenbüschel - Morgensternhöhe - Stiftskanzel - Schwarzwassertal- Katzenstein

Der Weg verläuft durch verschiedene Gneise, welche regionalgeologisch zum Fichtelgebirge-Erzgebirge-Komplex gehören. Diese metamorphen Gesteine entstanden vor 340 - 330 Millionen Jahren bei der variszischen Gebirgsbildung aus unterschiedlichen Ausgangsgesteinen und bilden einen Stapel tektonischer Decken. Die wichtigsten Aufschlusspunkte dieser Tour werden in Sebastian (2013) »Die Geologie des Erzgebirges« ausführlich und gut bebildert beschrieben. Dieses Buch wird zur weiterführenden Lektüre empfohlen.

Nonnenfelsen im Schwarzwassertal
Der Nonnenfelsen im Schwarzwassertal.  © LfULG

Die Wanderung beginnt am Parkplatz Katzenstein und führt über den Karrenweg hinunter in das Schwarzwassertal. Im Tal geht man zuerst ca. 500 Meter flussaufwärts nach Süden zum Nonnenfelsen und zur Teufelsmauer. Hier ist mit dem Gneiskomplex von Reitzenhain-Katharinaberg ein Teil der untersten Struktureinheit des Erzgebirges aufgeschlossen. Diese wird aus Gneiskernen gebildet. Charakteristisch für die Gesteine ist das Auftreten von Kalifeldspat. Es deutet gemeinsam mit dem Gesteinschemismus darauf hin, dass das Ausgangsgestein der Kerngneise ein magmatisches Tiefengestein wie z.B. Granit oder Granodiorit war. Deshalb werden die Kerngneise auch als Orthogneise bezeichnet. Typisch für die Kerngneise sind Einschaltungen des metamorphen Gesteins Amphibolit bzw. des metamorphen Minerals Amphibol. Amphibol ist ein guter Anzeiger für die Metamorphosebedingungen, unter welchen das Gestein entstand. Mittels petrologischer Untersuchungen wurde für die Kerngneise eine Versenkungstiefe von 30-36 Kilometern und eine Temperatur von 620-650 Grad Celsius bestimmt, in welcher die metamorphe Umwandlung von Granit in Gneis stattfand.

Folgt man nun dem Flusslauf des Schwarzwassers, gelangt man als nächstes zur imposanten Felswand der Ringmauer, welche am Rand des Gneiskomplexes von Reitzenhain-Katharinaberg liegt. Sie bildet einen Prallhang des mäandrierenden Schwarzwassers.

Aufschlussfoto des Vogeltoffelfelsens mit wenig gescherten Bereichen, die ein granitisches Gefüge zeigen und stark gescherten geschieferten Bereichen.
Gneisaufschluss am Vogeltoffelfelsen: Im oberen Bereich des Bildes ist ein wenig deformierter Gneis aufgeschlossen, welcher ein richtungsloses grobkörniges Gefüge aufweist. Im unteren Bereich des Bildes ist ein feinkörniger, foliierter (geschieferter) Gneis aufgeschlossen. In der Bildmitte sieht man, wie die beiden Gesteine ineinander übergehen: Die hellen Mineralkörner (Klasten) werden ausgelängt und zu einer sigmoidalen Form deformiert. Die Foliation umfließt diese Mineralkörner. Mit zunehmender Deformation werden die Klasten weiter deformiert und verschwinden fast vollständig. Die Foliation wird parallel.Die Deformation geht mit einer Verkleinerung der Korngröße des Gesteins einher.  © LfULG

Läuft man weiter flussabwärts, gelangt man aus dem Gneiskomplex von Reitzenhain-Katharinaberg in die nächsthöhere Struktureinheit: die Gneishülle. Diese überlagert die Kerngneise. Sie beinhaltet Einschaltungen des metamorphen Gesteins Eklogit. Eklogit entsteht bei höheren Drücken als Amphibolit, was zeigt, dass sich die Gesteine der Gneishülle in größeren Tiefen als die Kerngneise gebildet haben. Petrologische Untersuchungen ergaben, dass die Gesteine Versenkungstiefen von 64 Kilometern und eine Temperatur von 800 Grad Celsius erreichet haben. Die Platznahme der Gneishülle auf dem Gneiskern wird durch den Transport der Gesteine entlang von großen duktilen Scherzonen erklärt. Bei diesem Transport wurden die Gesteine deformiert.

Ein wichtiger Aufschluss, der eine solche Scherzone zeigt, ist am Vogeltoffelfelsen zu sehen. Hier wechseln sich nahezu regellose und granitartig ausgebildete rötliche Gneise, die Rotgneise, mit stark foliierten Gneisen grauer Farbe, den Graugneisen, ab. Die Rotgneiskörper liegen parallel zur Foliation der Graugneise. Geochemische Analysen der Gesteine sowie der Fremdeinschlüsse (Xenolithe) belegen, dass beide Gneise dasselbe Ausgangsgestein haben und unterschiedlich stark deformierte Bereiche dieses repräsentieren. Als Ergebnis der duktilen Scherung verkleinerte sich die Korngröße und die Foliation entstand. Das Beispiel zeigt, dass Scherzonen und geschonte Bereiche sowie die Gesteinsfarbe sich abrupt abwechseln können.

Folgt man dem Pionierweg bis zur Hüttstattmühle und dann dem unteren Hüttstattweg, erreicht man den Aussichtspunkt des Vogeltoffelfelsens. Anschließend verläuft der Weg weiter entlang des Hüttstattweges und zweigt etwa auf halber Strecke nach Ansprung auf einen Feldweg Richtung Nordwesten ab. Hier sind im Fritzschotenbüschel weitere Gesteine der Gneishülle aufgeschlossen: Flammengneis und dichter Gneis.

Ausschnitt einer Aufschlusswand mit Flammengneis
Flammengneis und dichter Gneis.  © LfULG

Fritzschotenbüschel

Der Flammengneis (obere Bildhälfte) ist ein migmatitischer, also teilweise aufgeschmolzener, Gneis, in welchem helle Flammen mit dunklen Lagen abwechseln. Der Übergang zum dichten Gneis verläuft scharf und foliationsparallel. Der dichte Gneis ist feinkörnig mit einer parallelen Foliation. Im dichten Gneis kann man gescherte Flammen erkennen, die belegen, dass dieser einen stark deformierten Flammengneis darstellt (unterer Bildrand).

Als nächster markanter Wegpunkt folgt der Rastplatz Morgensternhöhe, von welchem man einen guten Fernblick über die Hochebene von Ansprung hat. Die Landschaft der Hochebene ist flach wellig, sodass man nicht den Eindruck erhält, in einem Gebirge auf 700 Meter Höhe zu stehen. Diese sanfte Landschaft steht in Kontrast zu den steilen Felswänden des Schwarzwassertals. Diese spezielle Geomorphologie ist Zeugnis von geologischen Prozessen der letzten 5 Millionen Jahre, welche lange nach dem Ende der variszischen Gebirgsbildung und der Entstehung der Gneise vor 340 - 330 Millionen Jahren stattfanden. Sie ist Ergebnis einer komplexen Interaktion zwischen tektonischen Prozessen und Erosion. Auf Grund eines komplexen geologischen Spannungsfeldes, welches sich in Mitteleuropa zwischen Alpengebirgsbildung und Öffnung des Nordatalntiks entwickelte, wurden Blöcke eines ehemaligen Flachlandes entlang von Störungszonen angehoben. Gleichzeitig setzte die Erosion sowie die Herausbildung eines Entwässerungsnetzes ein. Dabei strebt das Drainagenetz ein energetisches Gleichgewicht an, was zur tiefen Einschneidung der herausgehobenen Oberflächen führt.

Von der Morgensternhöhe verläuft der Weg über die Stiftskanzel zurück ins Schwarzwassertal und dann auf der Amtsseite von Pobershau vorbei an der Naturschutzstation mit Natur- und Lehrgarten. Danach führt er durch den Wald zurück zum Katzenstein. Von diesem hat man einen schönen abschließenden Ausblick ins Schwarzwassertal und zur Ringmauer.

Mehr übers Erzgebirge erfahren

Geologie von Sachsen

zurück zum Seitenanfang