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Das Gestein des Jahres ist Ton

Ton im Keramikmuseum von Höhr-Grenzhausen
Ton in seiner bekanntesten Erscheinungsform als Keramik im Keramikmuseum Höhr-Grenzhausen.  © Jan Bosch

In der Musik besteht ein Ton normalerweise aus komplexen Schwingungen mit mehreren Obertönen. Die wichtigsten Eigenschaften sind die Tonhöhe, die Tonstärke, die Klangfarbe (Timbre) und die Tondauer. Bei dem Ton, der von einem Fachkuratorium unter Leitung des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler e.V. (BDG) zum Gestein des Jahres ernannt wurde, handelt es sich im Gegensatz dazu um ein feinkörniges Lockergestein.

Ton als Rohstoff

Dass Ton mit zu den ältesten und wichtigsten Roh- und Werkstoffen der Menschheit gehört, liegt an den besonderen Eigenschaften des Materials: Ton ist quellfähig, d.h. er kann Wasser aufnehmen und damit sein Volumen vergrößern und bei einem ausreichenden Wassergehalt ist Ton plastisch verformbar. Wenn der geformte Ton dann getrocknet wird, ist er haltbar. Auf diese Weise bilden getrocknete Lehmziegel einen wichtigen Baustoff in vielen Teilen der Welt. Stabiler und belastbarer noch ist gebrannter Ton – aufgrund der mineralogisch-texturellen Umwandlungen beim Brennvorgang. Produkte aus gebranntem Ton werden zusammenfassend als Keramik bezeichnet. Die Verwendung von Ton als Rohstoff für Gefäße aller Art, aber auch für Mauersteine, Dachziegel und auch Kunstwerke ist bis in das Jungpaläolithikum hinein belegt. Als älteste bekannte Tonfigur gilt die Venus von Dolní Věstonice bei Brno/Brünn in Tschechien, die zusammen mit zahlreichen Tierfiguren gefunden wurde und deren Alter auf 25.000 bis 29.000 Jahre geschätzt wird. Die Bedeutung von Ton als Rohprodukt für Baustoffe, für Wand- und Dachziegel (Mauersteine, Klinker, Dachpfannen u.v.a.) hält bis heute an. Außerdem wird Ton zur Abdichtung von Kanälen, Teichen, Deichen und Deponien eingesetzt. Mächtigere Formationen von hochdichtem Ton werden als Endlager für radioaktive Abfälle diskutiert; zum Beispiel favorisiert die Schweiz diese Lösung. Ton ist aber auch Rohstoff in der Zementindustrie und bei der Herstellung von feuerfester Schamotte, die für die Innenauskleidung von Öfen z. B. in der Stahl- und Glasindustrie benötigt wird. Bei der Herstellung von Papier wird Ton als Füllstoff eingesetzt, um das Papier weicher und geschmeidiger zu machen und ihm eine glatte Oberfläche zu verleihen. Ton findet man ebenfalls in medizinischen und kosmetischen Produkten sowie in therapeutischen Anwendungen (Fango).

Was ist Ton?

Ton ist ein sedimentäres Lockergestein, welches überwiegend aus Partikeln mit Korngrößen ≤ 2 µm besteht, bei denen es sich meist um Tonminerale handelt. Die Bildung des Gesteins „Ton“ beginnt in einem ersten Schritt mit der chemischen Verwitterung von Feldspat- und Glimmer-reichen Gesteinen unter Neubildung von Tonmineralen wie z.B. Montmorillonit, Illit, Smektit, Kaolinit und Chlorit. Hinzu kommt die mechanische Zerkleinerung der mehr oder weniger grobkörnigen Ausgangsgesteine infolge physikalischer Verwitterung oft in Verbindung mit Transportprozessen (z.B. marin, fluviatil, glazigen). Unter ruhigen Sedimentationsbedingungen werden die dabei entstandenen feinkörnigen, Tonmineral-reichen Partikel abgelagert und bilden dadurch die heute uns zur Verfügung stehenden Tonvorkommen. Zusätzlich können im Ton biogene Beimengungen z.B. in Form zerkleinerter Kalkschalenreste als auch organischer Substanzen (u.a. Huminsäuren) enthalten sein.

Tonminerale, oft vergesellschaftet mit Schluff, Sand, Kies oder sogar Geröllen, kommen aber auch in weiteren Sedimenten vor (Lehm, Löss, Mergel etc.). Hierbei liegen die prozentualen Anteile der Tonminerale am Gesamtgestein niedriger als in der Gruppe der Bentonite, Kaolinite und „reinen“ Tone, was auf die Art und Weise des Transports sowie der Ablagerung bei der Entstehung zurückzuführen ist. Die Übergänge zwischen allen aufgeführten Tonvarietäten sind hierbei fließend.

Tonlagerstätten in Sachsen

Tonvorkommen in Sachsen
Tonvorkommen in Sachsen.  © Landesentwicklungsplan Sachsen 2013

Sachsen verfügt aufgrund seiner spezifischen geologischen Entwicklung über vergleichsweise umfangreiche und qualitativ hochwertige Vorkommen von Tonen.

Aktive Tontagebaue in Sachsen
Aktive Tontagebaue in Sachsen.  © OBA/LfULG
Tontagebau Buchholz
Tontagebau Buchholz.  © H. Schubert, LfULG

Der Bildungszeitraum der sächsischen Tonlagerstätten liegt vorrangig im Miozän (Neogen). Während der Inlandvereisung im Pleistozän wurden die oberflächennahen tertiären Sedimente erneut aufgearbeitet, transportiert, sortiert und als schluffig-tonige Sedimente (Lehm, Mergel, Löss, Gehängelehm) großräumig insbesondere in Nordsachsen abgelagert. Oft ermöglicht der hohe Tonmineralanteil dieser quartären Sedimente ihren wirtschaftlichen Abbau als Begleitrohstoff zusammen mit den unterlagernden tertiären Tonvorkommen.

Förderung von Ton in Sachsen (1992 – 2023)
Förderung von Ton in Sachsen (1992 – 2023).  © LfULG

Aufgrund der natürlichen Verbreitung von Ton in Sachsen entstand eine umfangreiche tonverarbeitende Industrie, die bis heute große wirtschaftliche Bedeutung hat. Um deren Fortbestand zu sichern, ist die laufende Erkundung und Neuausweisung von Tonvorkommen unerlässlich. Im Rahmen des Projektes „Rohstoffpotenzialflächen“ erfolgt am Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie im Referat Rohstoffgeologie mit Hilfe einer neu entwickelten Methodik die Sichtung des gesamten sächsischen Bohrdatenbestandes auf mineralische Rohstoffvorkommen. Ziel ist hierbei sowohl die verbesserte Abgrenzung und Bewertung bereits bekannter Rohstoffflächen, als auch die Identifizierung bisher unbekannter Rohstoffvorkommen. Um zunehmenden Konflikten zwischen Rohstoffabbau und Umweltschutz vorzubeugen, fließt die aktuelle oberflächennahe Nutzung der Rohstofffläche dabei bereits in die rohstoffgeologische Gesamtbeurteilung des Vorkommens mit ein. Damit sollen im Rahmen der künftigen Regionalplanung primär konfliktarme Rohstoffpotentialflächen für die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für die Rohstoffsicherung vorgeschlagen werden.

Wer kürt das Gestein des Jahres?

Das »Gestein des Jahres« wird jährlich von einem Expertengremium unter Leitung des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler e.V. (BDG) mit maßgeblicher Beteiligung sächsischer Landesgeologen ausgewählt. Ziel ist es, Gesteine, die aufgrund ihrer geologischen Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Taufe des Gesteins des Jahres 2025

Die Präsentation und Taufe des Gesteins des Jahres 2025 erfolgt in Zusammenarbeit mit dem transnationalen deutsch-polnischen UNESCO Global Geopark Muskauer Faltenbogen / Łuk Mużakowa anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des UNESCO-Titels stattfinden. Erstmals wird die Gesteinstaufe damit grenzüberschreitend unter Beteiligung der polnischen Partner abgehalten. Im Gebiet des Muskauer Faltenbogens hatte Ton eine große Bedeutung für dessen rohstoff- und standortbezogene Wirtschaftsentwicklung, beginnend mit der Alauntongewinnung zum Ende des 16. Jahrhunderts. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung waren die eisenarmen Tone der Rauno-Formation (Miozän), die in der Herstellung von Ziegeln, Industriekeramik  sowie Gebrauchs- und Zierkeramik Anwendung fanden. Im Rahmen von Veranstaltungen und Publikationen wird die Öffentlichkeit ein Jahr lang über das ausgewählte Gestein, seine Geologie, seine Funktion im Naturraum, seine Verwendung und seinen Abbau informiert. Veranstaltungen zum Gestein des Jahres werden auf der Internetseite des BDG (www.geoberuf.de) angekündigt.

Das Gestein des Jahres ist sächsisch!

Ein Gestein des Jahres, den Granit, gab es erstmals im Jahr 2007. Die Idee hatte der frühere Vizepräsident des damaligen Landesamtes für Umwelt und Geologie (LfUG), Dr. Werner Pälchen.

Über den BDG, den Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V.

Der BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e. V. vertritt seit nahezu 40 Jahren die Interessen des Berufsstandes der deutschen Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler. Der BDG ist damit zentraler Ansprechpartner bei allen berufsständischen Belangen der verschiedenen Geo-Branchen, wie beispielsweise Umweltgeologie, Geotechnik, Rohstoffgeologie, Hydrogeologie, Schadstofferkundung, geophysikalische Erkundung, Geothermie, Wissenschaft oder Abfallwirtschaft. Derzeit hat der BDG 2.000 Mitglieder, darunter mehr als 140 Firmen und Unternehmen aus allen Bereichen der Geowissenschaften.

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