Versteinerte Eikapseln ausgestorbener Haie
Fakten zur fossilen Eikapsel Fayolia sterzeliana
- Fayolia sterzeliana ist eine fossile Form von Hai-Eikapseln.
- Die versteinerten Eikapseln sind Teil von ca. 330 Millionen Jahre alten Haigelegen und stammen von den Einstachelhaien (Xenacanthiformes).
- Die Eikapseln waren mit Haftfäden an Stängeln und Ästen von Schachtelhalmen in den Uferbereichen von Seen und Flüssen befestigt.
- Funde dieser versteinerten Haikapseln gibt es aus Chemnitz-Borna und Glösa.
- In diesem Jahr kürte die Paläonotlogische Gesellschaft Fayolia sterzeliana zum Fossil des Jahres 2025.
- In der Gesteinssammlung der sächsischen Landesgeologie befindet sich das Handstück, mit dem die Art Fayolia sterzeliana erstmalig wissenschaftlich beschrieben wurde (Archiv-Nr. RS15009).
Fossile Riesenschrauben: Die Eikapseln Fayolia sterzeliana
Bei dem Fossil Fayolia sterzeliana handelt es sich um Versteinerungen uralter Eikapseln aus Haigelegen. Dieser besondere Typ besitzt eine zylindrische, schraubenförmige Kapsel mit spitzen Enden. Die Kapsel ist durchschnittlich ca. 10 bis 15 cm lang, erreicht bei einigen Stücken aber auch bis zu 40 cm Länge.
Die Haie im Erdaltertum
Die ursprünglich ca. 330 Millionen Jahre alten Gelege stammen von einer inzwischen ausgestorbenen Gruppe von Knorpelfischen, den sog. Einstachelhaien (Xenacanthiformes).
Damals – im Erdaltertum (sog. Paläozoikum) – waren Haie viel häufiger und weiter verbreitet als heute. Isotopenanalysen an Zähnen und Skelettbestandteilen fossiler Haie liefern uns bspw. Informationen über die Lebensräume der Tiere zu ihrer Lebzeit. Sie belegen, dass die Einstachelhaie nicht nur in Küstengebieten, sondern auch in Seen und Flüssen – und damit im Süßwasser – lebten.
Als Sachsen am Äquator lag
Zu Lebzeit der Einstachelhaie – im späten Unterkarbon des Erdaltertums – befand sich das heutige Chemnitz viel weiter südlich, etwa auf Äquatorhöhe. Weitläufige Fluss- und Seensysteme sowie Moore prägten das Landschaftsbild. Vom Hinterland bis zur Uferzone breitete sich dichte Vegetation aus. Die Tierwelt an Land umfasste eine vielfältige Gliederfüßer-Fauna mit Spinnentieren, Tausendfüßern, Seeskorpionen und dem Riesenhundertfüßer Arthropleura.
In den geschützten Uferzonen legten die Einstachelhaie ihre Eier am Gewässergrund ab. In der ledrigen Kapsel waren die Hai-Embryos gut geschützt. Um nicht von Strömungen abgetrieben zu werden, waren die Kapseln mit ihrer wertvollen Fracht an Unterwasserpflanzen befestigt. Hierfür besaßen sie an ihrem oberen Ende spezielle Haftfäden.
Beim Schlüpfen durchtrennten die Jungtiere die ledrige Schutzhülle und ließen die leeren Eikapseln zurück, die wir heute in versteinerter Form wiederfinden können.
Die heutige Welt der Haie
Heutige Haie stellen nur etwa 2 % der bekannten Fischarten dar und sind fast ausschließlich Meeresbewohner.
Einige Haie gebären ihren Nachwuchs in geschützten Gebieten, andere legen Eier. Leere Hai-Eikapseln werden auch heute oft an den Strand gespült. Als sog. Nixentaschen sind sie nicht nur ein beliebtes Sammelobjekt für aufmerksame Urlauber, sondern auch Zeugnis einer Jahrmillionen währenden Evolution, in die sich einst auch die Einstachelhaie mit ihren Eikapseln Fayolia sterzeliana einreihten.
Einzigartiges paläontologisches Belegstück: Fossil des Jahres 2025
Als einzigartiger Beleg für das Leben auf der Erde kürte die Paläontologischen Gesellschaft in diesem Jahr die Haieikapsel Fayolia sterzeliana zum Fossil des Jahres. Damit würdigte das Gremium die spektakulären Exponate von Fayolia sterzeliana, die uns aufgrund ihrer ungewöhnlichen Form und ihrer ästhetischen Anziehungskraft in Erstaunen versetzen und uns anschaulich vor Augen führen, wie die heutige Vielfalt der Organismen im Laufe der Evolution entstanden ist.
Mit der Feier zum Fossil des Jahres im Museum für Naturkunde am 14.03.2025 in Chemnitz wurde auch dem ersten Museumsdirektor und berühmten Paläontologen Johann Traugott Sterzel (1841-1914) gedacht. Er entdeckte nicht nur zahlreiche Stämme des „Versteinerten Waldes“ von Chemnitz, sondern fand auch das erste Fossil von Fayolia sterzeliana – wodurch er auch zu dessen Namensgeber avancierte.
Der wissenschaftliche Erstfund: Ein Glanzstück aus dem Gesteinsarchiv der Sächsischen Landesgeologie
Das historisch erste Fundstück der Art Fayolia sterzeliana befindet sich heute in der Gesteinssammlung des Geologischen Dienstes. J. T. Sterzel entdeckte das Stück 1879 in Müllers Sandgrube in Chemnitz-Borna und interpretierte den Fund anfangs als abnormalen Schachtelhalmstängel. Acht Jahre später, im Jahr 1887, beschrieb Christian Ernst Weiss dieses Stück im Jahrbuch der Preußischen geologischen Landesanstalt und Bergakademie wissenschaftlich – kurz nachdem zwei französische Wissenschaftler die eigenständige Gattung Fayolia definierten.
Die Herkunft der spindelförmigen Kapseln wurde zwar noch längere Zeit kontrovers diskutiert, doch bereits 1888 wurde in der Literatur erstmals die Vermutung geäußert, dass es sich um die Schutzhüllen für Eier von Haien handeln könnte. Es dauerte aber noch bis etwa 1928, bis sich die Deutung als Eikapseln endgültig durchsetzte.