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Schwarmbeben im Vogtland

Das Bild zeigt die Hypozentren von Erdbeben im Vogtland im 3D-Modell mit Blickrichtung nach Norden.
Hypozentren von Erdbeben im Vogtland im 3D-Modell mit Blickrichtung nach Norden.  © LfULG

Seismische Aktivität im Vogtland

Erdbeben in Mitteldeutschland und im regionalen Umfeld mit Intensität >VI dargestellt als Säulendiagramm.
Erdbeben in Mitteldeutschland und im regionalen Umfeld mit Intensität >VI EMS.  © LfULG

In historischer Zeit seit 800 wurden im Vogtland mehrfach seismische Ereignisse mit Intensitäten über VI auf der makroseismischen Intensitäts-Skala EMS-98 – dem entsprechen Magnituden über 4 auf der Richter-Skala – beobachtet und dokumentiert.

Lage der Epizentren der Schwarmbeben bei Nový Kostel 

Schwarmbeben sind im Vogtland eine typische Erscheinung. Dabei wird von Zeit zu Zeit angestaute Spannungsenergie an geologischen Störungen freigesetzt. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass in der Erdkruste aufsteigende Fluida und Gase die typischen Schwarmbeben hervorrufen.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts sind im Vogtland in den Jahren 1897, 1903, 1908, 1936 und 1962 wiederholt stärkere Erdbebenschwärme aufgetreten. Im Verlauf des Schwarms im Winter 1985/86 trat ein Erdbeben von Magnitude 4,6 auf, welches das stärkste Ereignis in dieser Region bisher ist. Weitere spürbare Schwärme folgten in den Jahren 2008, 2011, und im Jahr 2014 folgte eine Serie von Beben. Ein ausführlicher Vergleich der Schwärme von 2008, 2011 und der Serie von 2014 erfolgte im Dreijahresbericht 2013-2015 (siehe Seite 26-29). Die Epizentren befinden sich überwiegend nahe der Ortschaft Nový Kostel, ca. 10 km östlich von Bad Brambach.

Erdbebenschwärme

Erdbebenschwarm 2018.  © LfULG

Am 10. Mai 2018 begann bei Luby, ca. 8 km östlich von Bad Brambach, ein Erdbebenschwarm, der bis Ende Juni anhielt. Das stärkste Beben wurde am 21. Mai um 23:04 Uhr MESZ mit einer Lokalmagnitude (ML) von 3,8 in einer Tiefe von ca. 6 km registriert. Das Epizentrum lag ca. 3 km östlich von Luby. Im Zeitraum des Schwarms traten insgesamt 14 Beben mit einer Magnitude größer gleich 3,0 auf. Der zeitliche Verlauf zeigt eine räumliche Verlagerung in der Tiefe sowie der Epizentren. So ist eine mehrmalige Verlagerung der Erdbebenherde in Nord-Süd-Richtung zu beobachten. Die Erdbebenherde liegen im Norden generell tiefer als im Süden. Es wurden ca. 800 Beben ausgewertet. Ein weiteres Beben der Magnitude 3.4 wurde am 24.08.2018 um 1.36 Uhr nördlich von Nový Kostel in einer Tiefe von 5 km registriert. Es kann derzeit nicht eingeschätzt werden, ob es zu dem vorhergehenden Schwarm gehört oder ob es sich um ein Einzelbeben handelt.

Von Mitte bis Ende Juli 2017 kam es im Gebiet von Nový Kostel zum Auftreten von einem Erdbebenschwarm. Am 11. Juli um 13.25 Uhr (MESZ) und um 13.58 Uhr (MESZ) wurden zwei Beben der Magnitude 3,1 und 3,2 aufgezeichnet. Zwei weitere Beben der Stärke 2,6 traten am 11. Juli um 22:57 Uhr und am 12. Juli um 07:46 Uhr (MESZ) auf. Die Epizentren lagen nordöstlich von Luby, ca. 12 km von Klingenthal entfernt, und befanden sich in einer Tiefe von ca. 9 km.

Im Mai und im August 2014 kam es zu einer Serie von Erdbeben mit dem Epizentrum Nový Kostel, ca. 10 km östlich von Bad Brambach. Am 24. Mai 2014 wurde um 16:35 Uhr (MESZ) ein Beben mit der Magnitude 3,5 registriert. Am 31. Mai 2014 trat um 12:37 Uhr (MESZ) ein Beben mit der Magnitude 4,2 auf, dem um 12:43 Uhr (MESZ) ein Beben mit der Magnitude 2,9 folgte. Am 4. August 2014 um 01:58 Uhr (MESZ) wurde wiederum ein Beben mit der Magnitude 3,6 registriert.

Dabei war das Beben mit der Magnitude 4,2 das stärkste seit dem Erdbebenschwarm 1985/86. Die Erschütterungen dieser Beben sind von Bewohnern im Vogtland und dem Erzgebirge deutlich gespürt worden. Meldungen kamen auch bis aus dem Raum Leipzig, Chemnitz und Dresden.

Interessanterweise weisen die Beben nicht den typischen Charakter von Schwarmbeben auf, wie er sonst für das Vogtland üblich ist. Bei einem Schwarm treten in dichter zeitlicher Reihenfolge und im gleichen Herdgebiet viele Beben gleich geringer Magnitude auf. Treten einzelne dominante Beben auf, so sprechen sie eher für eine Serie. Die Ursachen dafür müssen noch untersucht werden.

Seismogramm  © LfULG

Vom 23. August 2011 bis 22. September 2011 war im Herdgebiet Nový Kostel ein Erdbebenschwarm aktiv. In den ersten Tagen (24.8.2011 bis 26.8.2011) wurde sechs Mal die Magnitude ML = 3,0 auf der Richterskala erreicht oder überschritten. Die maximale Magnitude lag in den Morgenstunden (01:33 Uhr MESZ) des 26. August 2011 bei ML = 3,8. Die Aktivität hielt weiter an und erreichte am 4. September 2011 um 5:52 Uhr (MESZ) wiederum die Magnitude ML = 3,8. Insgesamt traten 13 Erdbeben im Magnitudenbereich 3,0<ML<3,9 und 185 Beben im Bereich 2,0<ML<2,9 auf. Die Erdbebenherde liegen etwa 2 km nördlich des Epizentrums des Erdbebenschwarmes vom Oktober - Dezember 2008 in einer Tiefe von ca. 6,5 bis 8,5 km.

Darstellung der Lokalmagnitude und der Anzahl der detektierten Beben über die Zeit.  © Universität Leipzig/LfULG

Im Zeitraum vom 6. Oktober 2008 bis 2. November 2008 wurde im Gebiet von Nový Kostel wiederum ein Erdbebenschwarm registriert (vgl. Dreijahresbericht 2007-2009). Die Erdbebenherde lagen räumlich und zeitlich eng beieinander. Es wurden über 8 000 Erdbeben detektiert. Die maximale Magnitude betrug ML = 3,9. Die Besonderheit des Schwarmes war die zeitliche Wanderung der Bebenherde von Südwesten nach Nordosten. Diese zeitliche Wanderung ist an eine Verringerung der Herdtiefe von etwa 10 auf 5 km gekoppelt. Der Schwarm 2008 unterschied sich deutlich vom Schwarm im Jahr 2000. Beim Schwarm 2008 ereigneten sich alle größeren Beben innerhalb eines Monats, während der Schwarm 2000 aus mehreren Phasen vergleichbarer Aktivität bestand, zwischen denen jedoch Ruhephasen bis zu mehreren Wochen stattfanden.

Makroseismische Auswertung des Bebens vom 28.10.2008.  © LfULG

Ein stärkeres Erdbeben wurde von der Bevölkerung wahrgenommen und die eingegangenen Meldungen bildeten die Grundlage für die Erstellung einer makroseismischen Intensitätskarte (nach der makroseismischen Intensitätsskala EMS-98 von Grünthal (1998, 2004). Dabei wird die Beobachtung der Wirkung von Erdbeben auf Menschen, Gebäude und Natur berücksichtigt. Die makroseismische Karte stellt die Beobachtungsmeldungen für das Beben vom 28.10.2008 um 9:30 Uhr MEZ (08:30:11 UTC) dar (292 Beobachtungsmeldungen). Den einzelnen Beobachtungsorten wurden Intensitäten zugeordnet, die durch die farbigen Kreise markiert sind. Die Rechtecke sind die Ergebnisse aus dem tschechischen Gebiet von Kollegen des Geophysikalischen Institutes der Akademie der Wissenschaften in Prag. Hier wurden die Intensitäten aus den eingegangenen Meldungen für eine Fläche von ca. 10x10 km berechnet und abgebildet. Nur in unmittelbarer Umgebung des Epizentrums in Nový Kostel/Luby sind Schäden an Gebäuden aufgetreten.

Die Auswertung von insgesamt 10.522 Beben erfolgte nur für die seismische Station Wernitzgrün, die zum damaligen Zeitpunkt die einzige Station in Vogtland war.  © LfULG

Im Herbst 2000 wurde ein weiterer größerer Bebenschwarm im Vogtland beobachtet. Das Epizentrum befand sich nahe der Ortschaft Nový Kostel, ca. 10 Kilometer östlich von Bad Brambach.
Der jüngste Erdbebenschwarm war der stärkste seit 1986 und wurde nur wenig südlich des Erdbebenzentrums von 1985/86 lokalisiert.

Gespürte Intensität des stärksten Bebens vom 06.11.2000 (23:07 Uhr) in Sachsen. 

Nach einigen kleineren Beben wurde bei dem jüngsten Erdbebenschwarm am 28.08.2000 um 18:31 Uhr MESZ das erste stärkere Einzelbeben mit der Magnitude 1,9 gemessen. Bis zum 10.11.2000 wurden von den Observatorien Collm und Berggießhübel fast 1.500 Einzelereignisse mit Magnituden größer als 0,7 registriert. Nach der Erfassung aller im Vogtland gewonnenen Messdaten wurden insgesamt 10.522 seismische Ereignisse ausgewertet. Die Auswertung erfolgte nur für die seismische Station Wernitzgrün (WERN), die zum damaligen Zeitpunkt die einzige Station im Vogtland war.
Die Spürbarkeit (Intensität) von Erdbeben hängt sowohl von der Stärke (Magnitude) des Einzelbebens als auch von der Entfernung des Beobachters vom Epizentrum des Bebens ab. Außerdem spielen die geologischen Bedingungen des Untergrundes eine bedeutende Rolle. Um die Intensität der Beben flächenmäßig erfassen zu können, ist man auf Beobachtungen und Meldungen aus der Bevölkerung angewiesen.

So können seismische Intensitätskarten erstellt werden. Für den Erdbebenschwarm sind an den Observatorien Collm und Berggießhübel sowie am Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie über 150 Beobachtungen gemeldet worden. Die Abbildung stellt die Wahrnehmungsmeldungen aus Sachsen und die abgeleiteten Intensitäten zum Erdbeben bei Nový Kostel vom 6. November 2000 um 23:07 Uhr zusammen. Die Auswertung der Daten ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie und dem Observatorium Collm.

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