Rochlitzer Porphyrtuff ist IUGS Heritage Stone
International Union of Geological Sciences (IUGS) kürt den Rochlitzer Porphyrtuff als ersten deutschen Naturstein zum IUGS Heritage Stone
Werksteine finden seit Jahrhunderten Verwendung in verschiedenster Form. Diese Bereicherung unseres kulturellen Erbes für die Gegenwart und zukünftige Generationen zu dokumentieren und zu erforschen ist das Ziel der International Union of Geological Sciences (IUGS). Auf Initiative von Prof. Heiner Siedel vom Institut für Geotechnik an der Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden ist es gelungen, einen Naturstein aus Sachsen zum „Heritage Stone“ zu küren.
Unter den bisher nur 32 Gesteinen aus 17 Ländern, die diesen Titel führen dürfen, ist damit erstmals ein deutscher Naturstein, der Rochlitzer Porphyrtuff. Er steht ab jetzt in einer Reihe mit bekannten Gesteinen wie dem italienischen Carrara-Marmor, dem Larvikit aus Norwegen und Natursteinen aus den USA, Indien oder Südamerika.
Wie entstand der Rochlitzer Pophyrtuff?
Nach dem Ende der variszischen Gebirgsbildung vor ca. 300 Millionen Jahren überzogen katastrophale Supervulkanausbrüche Mitteleuropa. Östlich von Leipzig erstreckt sich auf einer Gesamtfläche von 2.000 km² (ca. 10 % der Fläche des Freistaates) das Nordsächsische Becken, welches mindestens zwei riesige vulkanische Einbruchskessel, sogenannte Calderen, beinhaltet: das Wurzener und das Rochlitzer Vulkansystem. Die Ablagerungen vom Rochlitzer Berg bildeten sich bei einer von diesen intrakontinentalen und großvolumigen Eruptionen.
Wofür wurde der Rochlitzer Porphyrtuff verwendet?
Der Rochlitzer Porphyrtuff ist sehr homogen aufgebaut und lässt sich gut bearbeiten. Deshalb diente er zahlreichen historischen Bauwerken als Baustoff. Die Gesteine mit ihren Rottönen und den charakteristischen Adern und gelängten verschiedenfarbigen Flecken, den Fiamme, sind so charakteristisch, dass selbst das ungeübte Auge den weitverbreiteten Werkstein in der Architektur erkennt. Zahlreiche Gebäude sind ganz oder Teilweise aus Rochlitzer Porphytuff erbaut. Dazu zählen das Alte Rathaus in Leipzig, zahlreiche Postmeilensäulen in Sachsen, der Grunewaldturm in Berlin oder das Grabmal von Immanuel Kant im heutigen Kaliningrad.
Vermutet wird, dass das Gestein bereits vor 3000 Jahren in der Bronzezeit beispielsweise als Mahlstein Verwendung fand. Ein Steinbruchbetrieb ist erst seit etwa 900 Jahren nachgewiesen.
Besonders beeindruckend ist der historische Gleisbergbruch mit seiner 60 Meter tiefen Wand. Dieses Geotop wurde im November von der Deutschen Geologischen Gesellschaft (DGGV) als 3D-Modell digitalisiert und lädt nun zum virtuellen Erkunden ein.